Wenn Dinge mal im Rollen sind, so wie meine Postkarten oder dieses Krimi Cover Projekt, mit fest umrissenen, zum großen Teil selbstauferlegten Regeln und damit zu so etwas wie einer kreativen To-Do-List geworden sind, beginnt mich Entdeckerlaune in den Fingern zu jucken: Neuland will als Spielwiese in Beschlag genommen werden. Also arbeite ich parallel dazu auf ein mich zufriedenstellendes Design der zugehörigen www-Präsenz hin. (..) Zu diesem Zweck versuche ich mich mal, ganz im Sinne der Erstellung eines klassischen Corporate Designs an den diversen zusammenwirkenden Komponenten, als da sind: ein Name, ein Logo oder ne Wortmarke, ein Schriftzug, alles zusammen mit möglichst hohen Farb- und Bild(wiedererkennungs)qualitäten.

Ich verfolge damit also eine Gestaltungsstrategie, die durch weltweit erprobte Marktmechanismen allgemein Gültigkeit erlangt hat. Und erhalte eine solide und überdies schnell erkennbare Darreichungsform für die Reingretchen Idee. Denn: läßt man etwas wie ein schickes Produkt erscheinen, erregt man effektiver Aufmerksamkeit als zum Beipiel es eine reine Textseite mit haufenweise Abhandlungen, überlange Zeilenreihen, schwer lesbaren Buchstabengrößen schafft. Oder ein reines Bilderstreamen per tumblr oder pinterest oder -klassisch- flickr. Es geht hier schließlich um eine Idee zu und mit Fotos, also Text UND Bild.

Ich übernehme damit eine Aufgabe aus der Werbewirtschaft, nur im Gegensatz zu ihr als Dienstleistungs-branche nicht für Kunden, sondern für mein eigenes Ding. Diese Aufgabe gehört eigentlich nicht zum "Kerngeschäft" des Krimi Projekts und hat mit Fotografie und ihren möglichen Verbindungen zu (Trivial-)Literatur nur wenig gemein. Aber da es beim Marketing unter vielem anderen auch um Gestaltung, um Wortfindung, um Geschichten und Psychologie geht, paßt dieser Nebenschauplatz doch wieder recht gut- zumal er mich ebenfalls in besonderem Maße interessiert. Und ein Sachbuch wie Die geheimen Verführer (ein Klassiker der werbepsychologischen Betrachtungen aus dem Jahre 1957- Ausrufezeichen) und zum Beispiel das Polit-Thriller oder Wirtschafts-Krimis haben ja auch vieles gemein.. ;-)

Die -als erstes Grundsätzliches- notwendige Namensfindung ist schon seit Jahren serendipisch erledigt und datiert, nach kurzer Suche in meinem PersonalComputer auf den 20. Oktober 2010- da taucht das Wort reingretchen zum ersten Mal in seinem elektronischen Gedächtnis auf. Ich selbst kann mich nicht an irgendein bestimmtes Datum erinnern, meine aber, es wäre noch um einiges früher gewesen- damals noch ohne jegliche Verbindung zum heutigen Ding. Ich montierte damals spaßeshalber ein Foto eines Tischfußballspiels zur in-die-Irre-führenden Suggestion dahinter:

Denn eigentlich denkt sich man ja, wenn man "Reingretchen" nur hört, noch das "h" dazu. Das meine Erfahrung mit dem Herumsprechen. Und damit klingt Vater Rhein an, die Verbindung mit dem alten Namen Gretchen läßt fürderhin schnell ein Gefühl von Deutschkultur der klassischen Sorte auftauchen. In geschriebener Version und beim allzu schnellen Überfliegen ist die Assoziation eher sportlich.

Ein schnell zur Sichtbarwerdung der Idee gewählter Font paßt auch heute, nach fast drei Jahren, immer noch gut: das scheinbar Unfertige, schnell Hingeworfene des "Rubberstamp", seine radikalen Buchstabenschnitte an Grund- und Oberlinie, ungelenk ausgeführten Buchstaben stehen gut als Symbol für die mannigfaltigen Zufälle, Ungeraden und Halbheiten, ohne die kein ordentlicher ;-) Krimi existieren kann. Denn: nicht nur die Bilder sollen ja perfekt zu den sich dahinter verbergenden Geschichten passen- die grundlegende Idee, die hinterm Reingretchen steckt- für die allgemeine Gestalt der Verpackung soll das Gleiche gelten. Auch die nicht allzu weit davon entfernt verortete Ästhetik von aus Einzelbuchstaben geschnittenen klassischen Erpresserbriefen kommt da zur gefühligen Unterstützung dazu (hier ein frisch gefundener interessanter Zeit.de-Artikel über die forensische Arbeit des Sprachprofilers Raimund Drommel)

Dann kümmerte ich mich erstmal um die Idee und die ersten Entwürfe. Nun, nach über zweihundert bereits entstandenen und der überaus beglückenden Erkenntnis, daß das erst der Anfang ist, steht ein öffentliches Image auf der Agenda- etwas, an dem herumzudenken und das weiterzuentwickeln mir viel Spaß macht.

Als erster Schnellschuß sah das Ganze irgendwie wie ein Kleinanzeigenfeld aus: der Schriftzug, ein kleines Rechteck fürs noch kleinere Menü und viele ebenso oder even kleinere Cover ringsum:

Erst acht Monate nach der ersten Idee dazu fand ich diesen Winter 2012/13 im Archiv ein mir originelles Foto, das, obwohl harmlos, mit dem Zusatz "Krimi" und, verundeutlichisiert durch einen drübergelegten Schriftzug eine beachtliche Drastik gewinnt.

Nun ringe ich mit Gestalt und Anordnung der Elemente auf dem www-Bildschirm. Diverse Standard-Aufgaben möchten dabei erfüllt werden:

  • der Look - ansprechend und memorabel
  • die Bewahrung der Übersichtlichkeit trotz des sich stetig vergrößernden Inhalts
  • Nächster bester Schritt in diese Richtung: Gestaltung und Farben des Rahmens: ob Bildschirm, Visitenkarte oder Einzelbild irgendwo in einem Menue, winzig als Avatar o.ä.- das ist ja universell so was Rechteckiges.. Nicht nur, wenns ums Plakative geht, ist ja weniger mehr: also sollten es nur wenige Farben sein. Wenn man Weiß und Schwarz als Unfarben akzeptieren kann in der persönlichen Sicht auf die Buntheit der Welt, tat es da das Naheliegende: das Himberrote der Tüte im Regen anpipettiert und den Wert C04258 festgelegt: vom Helligkeitswert schön mittig zwischen dem Hellen und dem Dunklen: so kann ich mich auf die "Windstärke" der einzelnen Worte kümmern. Reingretchen als deutlichster Begriff, dann durch die Unterstriche das Feeling einer Überschrift. Soodlepoodle in Deutlichschwarz auf besagtem #C04258 nimmt dann die Stelle des Zweitwichtigsten ein. Dann folgen links die Kapitel, rechts daneben das eingefügte, diesmal kaum angeschnittene Foto. In der aktuellen Endversion hab ich den "leeren" Platz rechts unten mit dem Hinweis auf die bestehenden Arbeiten bestickert. Mehr kann und darf nicht sein, sonst würde der Überfrachtungswert wieder in den fatalen roten Bereich rutschen:

    reingretchen Outfit Februar 2013

    Mit diesem Outfit kann ich heute super leben: alle meine Anforderungen sind soweit erarbeitet. Es fehlt nur noch das Einfügen des neusten, DIESES Kapitels:

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    Musik beim Schreiben heute:

    Beady Belle: "Home", 2001, Jazzland Records

    Donald Fagen: "Sunken Kondos", 2012, Reprise

    Geri Allen: "The Nurturer", 1991, Capitol Records

    !!!: "Myth Takes", 2007, WARP

    The Gil Evans Orchestra: "Out Of The Cool", 1961, Impulse!

    Everything But The Girl: "Walking Wounded", 1996, Virgin Records

    Infracom Presents: "Back Up" comp. by Motorcitysoul, 2007, Infracom

    Good Looking Organisation Presents: “Nu Sounds”, 2003, Good Looking

    Roisin Murphy: “Ruby Blue”, Ecco, 2005